Rückblick 2024 - Pfarrei St. Anna
Propst Georg Bergner
Das Jahr 2024 war weltweit gesehen leider wieder durch Kriege und Krisen geprägt. Der bewaffnete Konflikt im Nahen Osten hat viele Gemüter bewegt und auch die Meinungen gespalten. Mehrfach hatte ich Gelegenheit, mit den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Schwerin zusammenzukommen. Es ist wie immer schwierig, das Leid auf beiden Seiten abzuwägen. Wichtig ist es, das Leid auf beiden Seiten zu sehen, ohne dabei die besondere Verantwortung für die jüdischen Menschen, gerade auch in unserem Land aus dem Blick zu verlieren. Mit Sorge schauen wir auf die Ukraine, mit ein wenig mehr Hoffnung auf Syrien. In Deutschland hat uns die Regierungskrise bewegt und zuletzt das furchtbare Attentat in Magdeburg. In Schwerin hatten wir Wahlen zur Stadtvertretung, bei der zum ersten Mal die AfD als stärkste Partei hervorgegangen ist. Ich denke, es wird wichtig sein, dass auch wir als Christen und als Gemeinden in der Stadt unseren Teil zu einem gesellschaftlichen Ausgleich und einem guten Zusammenarbeit einbringen können, gerade dann, wenn der Ton rauer wird und die Positionen sich zuspitzen.
Zu feiern gab es auch etwas. Schwerin wurde in die Liste der Welterbestätten aufgenommen und hat damit deutschlandweit neue Beachtung gefunden. Beim Tag der Deutschen Einheit konnte sich die Stadt präsentieren und wir haben ein schönes Fest mit vielen Gästen feiern können.
Für unsere Pfarrei war es insgesamt eher ein „normales“ Jahr. Für diese Normalität bin ich durchaus dankbar. Sie ist keineswegs selbstverständlich. Unsere Ministranten konnten in einer großen Gruppe aus der Pfarrei eine ereignisreiche und heiße Fahrt zur Ministrantenwallfahrt nach Rom unternehmen. In St. Andreas wurde die Jugendhilfeeinrichtung „Kompass“ der Malteser im ehemaligen Kloster eingeweiht. Unsere Niels-Stensen-Grundschule hat ihr 30. Jubiläum gefeiert. Mit Diakon Werner Keitsch durften wir im September sein goldenes Weihejubiläum begehen. Im September konnte die geplante Renovierung und Wartung der Orgel in St. Anna erfolgreich durchgeführt werden – ein Projekt, das viele von Ihnen mit großzügigen Spenden unterstützt haben. Auch an den Besuch aus unserem Partnerbistum in Argentinien im September denke ich gerne zurück.
In St. Marien, Rehna, haben wir gemeinsam im letzten Jahr einen guten Weg gefunden, nach dem Ausscheiden von Pastor Zerhusen, das Gemeindeleben weiter zu gestalten. Ich bin den Gemeindemitgliedern für ihre Unterstützung und ihre Veränderungsbereitschaft sehr dankbar. In Rehna konnten wir in diesem Jahr eine eigene Erstkommunion mit 12 Kindern feiern, ein schönes Erntedankfest und auch die Religiöse Kinderwoche und das Adventswochenende konnten stattfinden. Auch dies ist keineswegs selbstverständlich. Im Sommer haben wir nämlich Barbara Dickau, die als Religionslehrerin und Gemeindereferentin in Rehna gearbeitet hat, in den Ruhestand verabschiedet. Dies bedeutet leider auch, dass der Religionsunterricht an den Schulen der Umgebung zum neuen Schuljahr weitgehend weggefallen ist, da es keine Nachfolge gibt. Leider lässt sich nicht alles kompensieren.
Im Rahmen der Immobilienreform hat der Kirchenvorstand den Verkauf des Wohnhauses und der Kirche in Gadebusch beschlossen. Die Kirche wurde im November bereits profaniert. Einen Abschluss soll es geben, sobald der Verkauf vollzogen werden kann. Derzeit suchen wir noch nach einem Käufer. Erfreulich ist, dass uns die evangelische Gemeinde in Gadebusch freundlich entgegengekommen ist und uns ihre Kirche und Gemeinderäume für Gottesdienste und Veranstaltungen in Gadebusch zur Verfügung stellt.
Im Frühjahr haben wir unseren Praktikanten Markus Schlenker verabschiedet, der zwei Jahre in unserer Pfarrei mitgearbeitet hat. Einige Gemeindemitglieder waren bei seiner Diakonweihe in Hamburg mit dabei. Im Sommer ist Pastor Sergio Reis zu uns gekommen. Pastor Adam Ulatowski hat Schwerin im November verlassen und ist nach Lübeck gewechselt, wo er in der Gefängnisseelsorge und in der Gemeindearbeit tätig ist. Zusammen mit der krankheitsbedingt nun schon seit einem Jahr unbesetzten Stelle in der Kirchenmusik hat sich unser Team der pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Sommer 2023 von neun auf aktuell vier Personen reduziert. Mit diesem personellen Engpass müssen wir noch einige Zeit leben.
Ich bin daher sehr dankbar für alle, die sich ehrenamtlich einbringen und etwa derzeit die Sternsingeraktion vorbereiten, den Erstkommunionkurs begleiten oder an Weihnachten die Krippenspiele begleitet haben. Während des Jahres haben uns auch einige geholfen, die zeitweiligen längeren Abwesenheiten auch in anderen Bereichen der Pfarrei zu überbrücken, etwa im Pfarrbüro und bei den Küsterdiensten. Besonders erwähnen möchte ich die Kirchenmusik. Unsere ehrenamtlichen Organisten haben viel Zeit und Mühe in die Gestaltung der Gottesdienste investiert. Für unseren Chor hat Herr Zwerschke die Verantwortung übernommen. Wir durften uns von der guten Verfassung des Chors zuletzt beim Adventskonzert und am Weihnachtstag überzeugen. Das Mitmachorchester, die Band, die Bläser, Solisten und Kantoren haben uns sehr bereichert. Zudem habe ich mich sehr über die Unterstützung durch Adrian Brech gefreut, der uns als Aushilfe über weite Teile des Jahres zur Verfügung stand.
Aber auch sonst gibt es Aufbrüche. In St. Anna hat sich ein neuer Jugendtreff stabilisiert, die „Kleine Weile“ hat sich als ursprünglich zeitliches Projekt nun fest etabliert, der Alpha-Kurs ist mit weiterhin hoher Beteiligung in seinen dritten Durchgang gestartet. Mittlerweile haben sich in dessen Folge neue Glaubensgesprächsrunden, geistliche Wanderungen und Ausflüge ergeben. Mit der Mariengruppe ist eine neue Gebetsgruppe entstanden. Die Caritas hat ihr Angebot in St. Andreas ausgeweitet. Dort hat sich auch ein „Blumenteam“ gebildet, das nach dem Weggang der Schwestern im Advent 2023 für den Kirchenschmuck sorgt. In St. Martin hatte ein Flohmarkt zum Patronatsfest eine erfolgreiche Premiere.
Herzlich danken möchte ich den Mitgliedern unserer Pfarrgremien, deren Amtszeit in diesen Tagen endet. Über die vergangenen vier Jahre haben sie maßgeblich zur Gestaltung des Gemeindelebens und die Durchführung von Bau- und Reparaturmaßnahmen koordiniert. Insbesondere das Großprojekt der KiTa-Renovierung hat dabei viel Zeit und Einsatz erfordert. Leider ist es uns nicht gelungen, genügend Kandidatinnen und Kandidaten für die neuen Gremien zu finden. Bei der Wahl im November konnten nur die Gemeindeteams in St. Martin und in St. Andreas gewählt werden. In St. Anna wird es die nächsten Jahre kein Gemeindeteam geben. An der Stelle des Kirchenvorstands soll ein vom Generalvikar eingesetzter Verwaltungsrat im Januar die Geschäfte aufnehmen. Ausdrücklich möchte ich an dieser Stelle für die Mitwirkung in den Fachausschüssen Bau, Finanzen, KiTa und Personal werben. Auch hier werden einige Mitglieder ausscheiden.
Aus Verwaltungssicht werden die kommenden Jahre schwierig. Die neuen Finanzvorgaben des Erzbistums schnüren uns ein. Der Kirchenvorstand hat Notmaßnahmen beschlossen. An allen Ecken wird gespart und werden neue Einnahmequellen erschlossen. Für größere Investitionen und zusätzliches Personal gibt es kein Geld. Auch unsere Veranstaltungen stehen hinsichtlich ihrer Finanzierbarkeit auf dem Prüfstand. Die Aussichten sind also nicht ganz einfach. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir die Herausforderungen bewältigen können, vielleicht wird alles ein weniger bescheidener. Die großen Veränderungen kommen ohnehin noch auf uns zu. Der Erzbischof hat den Prozess „SESAM“ angestoßen, der auf eine Konzentration der kirchlichen Aktivitäten auf eine geringe Anzahl von Zentren hinauslaufen soll. Was das für Schwerin aber vor allem für die ganze Region Mecklenburg bedeuten wird, ist noch nicht klar. Konkrete Planungen liegen noch nicht vor.
Am Ende des Jahres möchte ich auch an die Verstorbenen erinnern. Heribert Rückert und Stephan Beyrau, die als Seelsorger in unseren Gemeinden gewirkt haben sind verstorben. Auch von einigen Personen, die unser Gemeindeleben über lange Jahre geprägt und bereichert haben, mussten wir Abschied nehmen.
Stellen wir das alte Jahr, das wir jetzt beschließen, aber auch das neue unter Gottes Segen. Vertrauen wir uns seiner Führung in unsicheren Zeiten an. Auch 2025 soll ein Jahr des Heiles sein, für unsere Gemeinden, wie auch für uns persönlich.
Foto: Pexels, Markus Winkler